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    Unterwegs in Strasbourg

    Unterwegs in Strasbourg

    Unterwegs in Strasbourg an einem grauen Februartag. Die Reise habe ich in Kehl begonnen. Von dort aus bin ich mit der Bahn und einem Euroticket für 5,10 EUR mit der Bahn angetreten. Die An- und Abfahrt waren pünktlich und die Reise verlief problemlos.

    Paulskirche – Ein Denkmal des deutschen Kaiserreichs

    Die imposante Paulskirche (Église Saint-Paul) wurde Ende des 19. Jahrhunderts unter deutscher Herrschaft erbaut und diente ursprünglich als Garnisonskirche für das preußische Militär. Die Kirche mit ihren markanten Doppeltürmen erinnert eher an norddeutsche Kathedralen als an klassische französische Gotteshäuser. Ein spannendes Detail: Während der Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, aber ihre Fensterrose überstand die Angriffe – heute ist sie eines der schönsten erhaltenen Glasfenster der Stadt.

    Ponts Couverts – Die Brücken ohne Dächer

    Der Name „Ponts Couverts“ (gedeckte Brücken) ist ein Relikt aus dem Mittelalter. Damals waren die Brücken tatsächlich mit Holzüberdachungen versehen, um die Wachen vor Regen zu schützen. Diese Überdachungen gibt es heute nicht mehr, aber der Name blieb erhalten. Ein kurioser Funfact: Die vier Wehrtürme dienten im 18. Jahrhundert zeitweise als Gefängnisse für Deserteure und Verbrecher. Heute sind sie eines der beliebtesten Fotomotive in Straßburg – vor allem in der blauen Stunde spiegeln sich Türme und Brücken spektakulär im Wasser.

    Protection des Mineurs – Ein geheimnisvolles Relief

    Dieses Relief, das an einer Fassade in der Nähe des Justizpalastes prangt, wird oft übersehen. Es zeigt eine Szene, in der Erwachsene schützend über Kinder wachen. Die Inschrift „Protection des Mineurs“ bedeutet „Schutz der Minderjährigen“. Interessanterweise stammt das Relief aus einer Zeit, als Kinderrechte noch kaum gesetzlich verankert waren. In Straßburg, das stark von humanistischen Ideen geprägt ist, war es jedoch schon früh ein Thema. Man sagt, dass sich hier einst eine Einrichtung für gefährdete Jugendliche befand.

    Die Kanäle – Spiegel der Geschichte

    Die Kanäle von Straßburg sind nicht nur pittoresk, sondern auch Zeugen jahrhundertelanger Handelsgeschichte. Einst waren sie die Lebensadern der Stadt, über die Waren transportiert wurden. Eine besondere Stelle ist das Schleusensystem in der Petite France – dort kann man oft Boote beobachten, die in wenigen Minuten mehrere Meter Höhenunterschied überwinden. Eine Legende besagt, dass zur Zeit der Pest die Müllabfuhr der Stadt Leichname einfach in die Kanäle warf, um sie loszuwerden – ein düsteres Kapitel in der Geschichte dieser heute so idyllischen Wasserwege.

    Hölzerne Türen – Tore in die Vergangenheit

    Straßburgs Altstadt ist voller kunstvoll verzierter Holztüren, die oft Jahrhunderte alt sind. Manche tragen Symbole, die frühere Bewohner oder Gewerke kennzeichnen. Ein besonders spannendes Detail: Viele Türen haben unten kleine Klappen oder Aussparungen – diese dienten einst dazu, dass Katzen das Haus betreten und verlassen konnten. Sie sollten Mäuse von den Getreidevorräten fernhalten, lange bevor die moderne Schädlingsbekämpfung erfunden wurde.

    Albert-Schweitzer-Statue – Ein stilles Denkmal für einen großen Humanisten

    Albert Schweitzer, Arzt, Philosoph, Theologe und Friedensnobelpreisträger, wurde nicht weit von Straßburg in Kaysersberg geboren. Die Statue in Straßburg ehrt ihn für sein Lebenswerk, besonders für seinen Einsatz in Afrika. Weniger bekannt ist, dass Schweitzer auch ein talentierter Organist war – er restaurierte sogar die berühmte Orgel der Thomaskirche in Straßburg. Sein humanistischer Ansatz „Ehrfurcht vor dem Leben“ hatte hier in der Stadt, die zwischen Deutschland und Frankreich hin- und hergerissen war, eine besondere Bedeutung.

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    BY:
    York Augustin
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    28.02.2025